Das Schloss


Geschichte

»Auf einem hohen Vorsprunge … erhebt es seine Zinnen über die Baumwipfel und die schönen Gärten, dass ich mich nicht entsinnen könnte, je einen schöneren Edelsitz … gesehen zu haben. Es ist gar wol gelegen, rings herumb mit lieblichen Bergen und Hügeln, Gründen und hübschen Weiden umbgeben … « W. Schönichen, 1844

So schwärmerisch frühe Chronisten über Walbeck berichten, so wechselvoll ist die Geschichte von Schloss Walbeck. Prächtig thront es heute wieder weithin sichtbar auf einem Bergsporn, jedoch sind nach wie vor die Schäden so groß, dass sie das Ensemble bedrohen. Aber darin liegt die Chance, diese Region, die so reich an Natur, Kultur, Geschichte und bedeutenden Persönlichkeiten ist, umzugestalten. Nicht am Alten festhalten, sondern neue Wege gehen, die Zukunft gestalten, dabei aber das Alte bewahren, sind unsere Ziele.

»In Walbeck liegt ein Schatz vergraben«, so die Sage. 1760 sucht Johann Clamor August von dem Bussche, der damalige Schlossherr, diesen Schatz, jedoch vergeblich! Lassen Sie uns gemeinsam diesen Schatz heben!

Die Geschichte von Schloss Walbeck wird wesentlich durch drei Dynastien geprägt:

DIE OTTONEN

Otto I., der Große (912–973) besucht 950 den Reichshof (curtis regia) Walbeck, der damit zum er­sten Mal urkundlich erwähnt wird. 951 heiratet Otto I. Adelheid und erwirbt dadurch die Kaiserwürde. Otto überschreibt ihr Walbeck, das er in den Folgejahren mehrfach besuchte, als »Morgengabe« zum »Leibgedinge«. Er besiegte im Jahr 955 die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg, wofür ihm Papst Johannes XII. die Kaiserkrone anbot. Die Kaiserkrönung von Otto dem Großen und Adelheid erfolgt 962.

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Schenkungsurkunde von Otto am 4. April 973 in Walbeck

Unter Otto III. entwickelt sich Walbeck zu einem bedeutsamen religiösen Zentrum. Am 6. Januar 992 übereignet Kaiser Otto III. auf Bitten seiner Großmutter Adelheid Walbeck an das Reichsstift Quedlinburg. Er widmet es zu einem Nonnenkloster zu Ehren des Apostels Andreas um. 997, am Todestag Ottos I., findet die Weihe der Klosterkirche statt und dokumentiert den Charakter des Klosters Walbeck als eine Memorialstiftung der ottonischen Herrscher.
Heinrich II. (978 – 1024), Sohn Ottos III. war häufig in Walbeck – unter ihm gewinnt der Reichshof Walbeck die Qualitäten einer Pfalz; als Ort der Palmsonntagsfeiern rückt er sogar in den engen Kreis der liturgisch bevorzugten Festtagspfalzen und verdrängt das viel bedeutendere Magdeburg aus dieser Würde. Mit dem Tod Heinrich II. am 13. Juli 1024 endet die Zeit der Ottonen, es beginnt die Zeit der Salier.

DIE SALIER

Die Salier waren ein ostfränkisches Adelsgeschlecht im römisch-deutschen Reich des 10. bis 12. Jahrhunderts. Von 1024 bis 1125, dem Jahrhundert der Salier, kamen aus diesem Geschlecht die römisch-deutschen Könige und Kaiser. Conrad II. (990–1039) wurde 1024 König des ostfränkisch-deutschen Reiches und 1027 erster Kaiser aus dem Geschlecht der Salier und zudem 1026 König von Italien sowie 1033 König von Burgund. Von ihm und seinen Nachfolgern Kaiser Heinrich III. und Kaiser Heinrich IV. sind weitere Aufenthalte in Walbeck belegt.

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1115 besetzt Lothar von Süpplingenburg, der spätere König Lothar III., den Reichshof Walbeck und besiegt in der Schlacht bei Welfesholz am 11. Februar das kaiserliche Heer unter Führung von Hoyer von Mansfeld und leitet somit den Niedergang der Salier ein. Heinrich V., der letzte Salierkönig, regiert bis 1125. Damit endet die Blütezeit von Walbeck, das in der Folge mehrfach den Besitzer wechselt, verarmt, geplündert und zerstört wird. 1350 versetzt Äbtissin Ilsabe den Schrein des heiligen Stephanus für 7 brandenburgische Mark Silbers wegen völliger Verarmung. Nach der Reformation wird Walbeck 1523 evangelisch. 1525 wird das Kloster Im Bauernaufstand zerstört (»gepucht und geplündert«), 1544 zerstört ein Feuer Scheunen und Ställe. 1546, zwei Jahre später, wird das Kloster aufgelöst. In der Folge wechselt Walbeck mehrmals den Besitzer, und wird im dreißigjährigen Krieg erneut ein Raub der Flammen.

Die Familien von Eltz und von dem Bussche

Der Familie von Eltz und ihren Nachkommen verdankt Walbeck sein heutiges Aussehen. Friedrich Kasimir von Eltz erwirbt Walbeck am Silvesterabend des Jahres 1677 für 39.317 Thaler, 6 Groschen und 10 Pfennige für seine Gemahlin Barbara Margarethe, geb. von Pfuhl.

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Nachdem die Söhne kinderlos starben, ging Walbeck durch Testament an die Großneffen Philipp Wilhelm und Johann Clamor August von dem Bussche in Gemeinschaft. Als 1741 der Ältere starb, blieb der Jüngere, Johann Clamor August von dem Bussche, alleiniger Besitzer. Er war Minister des Kurfürsten Georg August von Hannover, der als Georg II. auch britischer König war. An der Kaiserwahl Josephs II, nahm er als erster Kurbraunschweigischer Wahlbotschafter teil.
Er baut Walbeck in den Jahren 1743 – 1750 zu dem heutigen stattlichen dreistöckigen Schloss aus, dem er einen rechtwinklig vorspringenden Kavaliersflügel anfügt. Dem Nordflügel muss 1747 die Klosterkirche, eines der interessantesten und ungewöhnlichsten Gebäude der Romanik, weichen. Das Hauptschloss, noch im 17. Jahrhundert als Backhaus und Viehstall und später als Wohnraum genutzt, stockt er um ein Stockwerk auf und gibt ihm seine heutige Gestalt. Er ist zugleich der Schöpfer des Parks am Abhang des Schlosses, des heutigen Tierparks.
Ihm folgte sein Sohn Wilhelm Christian; dessen Schwiegersohn Tellemann saniert das völlig überschuldete Gut und errichtet das Mausoleum im Tierpark. Tellemanns Schwiegersohn Heinrich Remigius Bartels, dessen Sohn Ludwig Remigius und später der Enkel Heinrich sind die letzten Schlossherren von Walbeck. Heinrich Bartels soll während des NS-Regimes Carl Goerdeler, der nach dem Putsch gegen Hitler als Reichskanzler vorgesehen war, in einer Bodenkammer versteckt haben. Über viele Generationen wurde ein fortschrittlicher landwirtschaftlicher Betrieb entwickelt, der bis 1945 Bestand hatte. Mit dem II. Weltkrieg endet eine fast 300 Jahre dauernde Familiensaga auf Schloss Walbeck.

Volkseigenes Gut und Lehrbetrieb

Nach 1945 wird Walbeck Volkseigenes Gut und Landwirtschaftlicher Lehrbetrieb. In dieser Zeit finden viele Umbauten und Umnutzungen statt, die dem stattlichen Anwesen zum Teil irreversible Schäden zufügen. 1990, nach der Wende, privatisiert die Treuhand das ehemalige VEG, das in den nächsten Jahren mehrmals den Besitzer wechselt und zunehmend verfällt.

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Von 2011 bis Heute

2011 erwirbt Familie Endres Schloss Walbeck und beginnt mit der Restaurierung. Die Rettung des Schlosses erfolgt dank der Sanierung der Dächer in Verbindung mit Photovoltaik. Als vermutlich ältestes und größtes historisches Objekt mit Photovoltaik wird Walbeck zum »Sonnenschloss«.

2015 wird der Förderverein Sonnenschloss Walbeck gegründet, der sich den Erhalt des Schlosses zur Aufgabe gemacht hat. Dank seines Engagements und großzügiger Förderung, von EU, Bund, Land und Kreis sowie einigen privaten Spendern konnten bereits die ersten Maßnahmen für den Erhalt von Schloss Walbeck umgesetzt werden.

Wer mehr über die Geschichte von Walbeck erfahren möchte, darf sich gerne an Burkhart Theumer, Tel: 03476/853451 wenden!