Der Ort Walbeck wurde im Jahre 950 zum ersten Mal urkundlich erwähnt als König Otto l. ihn auf der Durchreise besucht. Auf Grund seiner besonderen verkehrsgeographischen Lage zwischen den Pfalzen des Ortharzes besaß der Ort eine wichtige Rolle als Reichshof. 992 veranlasst Otto III. die Gründung eines Nonnenklosters zu Ehren des Apostels Andreas nach den Regeln des heiligen Benedictus. Etwa 200 Jahre lang haben viele deutsche Kaiser und Fürsten diese mit allerlei Privilegien ausgestattete Stätte besucht. Unter Heinrich II. verdrängt Walbeck das viel bedeutendere Madgeburg aus der Würde der Palmsonntagspfalz. Zwischen die Fronten von Bischöfen und Grafen geraten, endet im Jahre 1542 nach vielem Hin und Her verbunden mit großen Verwüstungen die Existenz des Klosters. Walbeck wurde danach über Jahrhunderte insbesondere durch das im 18. Jh. errichtete Schloss mit den dazugehörigen baulichen Anlagen (Schloss, Gut und Kirche) sowie der Landwirtschaft geprägt. Ca. 1745 wurde das Amt in ein Rittergut umgewandelt und durch den Freiherrn von dem Bussche (Johann Clamor August), einem geheimen Kammerrat und späteren Minister des Kurfürsten Georg August von Hannover, der als Georg II. auch britischer König war, das Herrenhaus errichtet, in das Teile des Klosters einbezogen sind.

Das Schloss mit dem dazu gehörigen Gut war zuletzt bis 1993 Sitz des „Volkseigenen Gutes Walbeck", welches unter anderem für seine Pferdezucht bekannt war. In den Gebäuden des Schlosses und speziell hierfür errichteten Anbauten war eine Landwirtschaftschule mit Internat untergebracht. Aus der ehemaligen Gärtnerei des Gutes entstand in den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Tierpark, welcher heute noch viele Besucher anlockt.

Zeittafel

919-936      König Heinrich I. Während seiner Herrschaft wurde Walbeck erstmals als ein kaiser­licher Hof und Reichsstuhl erwähnt

951             Erste urkundliche Erwähnung Walbecks. Otto I. übereignet den Königshof (Curtis regia) Vualbechi nebst 24 zugehörigen Dörfern seiner zweiten Gemahlin Adelheid zum Leibgedinge.

979             Kaiser Otto II. (Reg. 973-983): Besuch im Nov. mit Gattin, der Griechin Theophano. In Gegenwart des Erzbischofe Alberti von Magdeburg über­gibt er denselben auf dessen Bitte kirchliche Privilegien.

992             Otto III. schenkt diesen Hof mit allem Zubehör der Kirche St. Servatius zu Quedlinburg mit der Auflage, daß in Walbeck ein Kloster des Benediktiner-Ordens zu Ehren des heiligen Andreas und zum Gedächtnis der sächsischen Kaiser errichtet wird.

997, 7.Mai Einweihung des Klosters durch Bischof Arnulf von Halberstadt. (erstes Kloster im Mansf. Gebietsskreis)

999             Papst Sylvester II bestätigt dem Reichs­stift Quedlinburg den Besitz des Klosters,"Walbiki im Suevengau".

1003, Ostern 1016, 1019 zur Fastenzeit, 1021:

                   Besuche Kaiser Heinrichs II. mit Gattin Kunigunde. Unter Heinrich II. verdrängt Walbeck das viel bedeutendere Madgeburg aus der Würde der Palmsonntagspfalz.

1025           Kaiser Conrad II. besucht Walbeck

1054           Kaiser Heinrich III. feiert Himmelfahrt in Walbeck

1100           Kaiser Heinrich IV. weilt dort während der Fastenzeit

1114           Sächsische Aufständische bemächtigten sich Walbecks und befestigten es als Stützpunkt im Kampf gegen Heinrich V.

1139           König Conrad III besucht Walbeck.

1193           Das Domkapitel zu Halberstadt bekundet, daß Bischof Gardolf den ihm von Walter von Arnstein (domini Walteri de Arnestein) resignierten Zehnten zu Kemritz dem Kloster Walbeck über­tragen hat.

1296           Nach dem Aussterben der Herren von Arnstein fiel Walbeck an die Grafen von Falkenstein.

1332           Der letzte Falkensteiner verkaufte seine reichen Allode gegen einen Freihof und eine Rente an den Bischof von Halberstadt und löst damit zwischen seinem Allodialerben, dem Grafen von Regenstein, und dem Bischof von Halberstadt einen Kampf aus, durch den die ganze Gegend verheert wird und auch Walbeck verarmt

1350           Äbtissin Ilsabe versetzt den Schrein des heiligen Stephanus für 7 brandenburgische Mark Silbers wegen völliger Verarmung

1351           Die Schirmvogtei über Walbeck fiel durch schiedsrichterlichen Spruch den Grafen von Regenstein zu

1378, 13.Juli Die Grafen Burchhard und Ulrich von Regenstein verkaufen an die Grafen Busso und Günther von Mansfeld die Vogtei (Schirmherrschaft) über das Kloster Walbeck. Zuvor besaßen die Edlen von Arnstein diese Vogtei.

1517           Reformationsjahr

1523           Walbeck wird evangelisch

1525           Im Bauernaufstand wird das Kloster zerstört ("gepucht und geplündert")

1540           Tod Graf Hoyers von Mansfeld, der Walbeck von seinem Bruder Günther übernahm

1544           Ein Feuer zerstört Scheunen und Ställe.

1546           Auflösung des Klosters.

17. 02.1546 Vertrag zwischen Luther und den Grafen von Mansfeld über die Säkularisation, der katholische Kirchenbesitz wird verweltlicht

1546-1667 Gemeinschaft­liche Bewirtschaftung von 6 gräflichen Brüdern der Mansf. Grafenlinie Vorderort.

1561           Erwerb durch Graf Hans Albrecht von Mansfeld für 16.000 Taler

1563           Erwerb durch Ludolf von Bortfeld

1603           Pacht und 1663 Kauf durch Graf Joh. Albr. von Ronoff

1618-1648 Im 30-jährigen Krieg geht Walbeck in Flammen auf; große Teile des Hauptgebäudes brennen nieder. Ronoff baut das Gutshaus wieder auf.

 1667           Erwerb durch Graf Fried­rich Kasimir von Eltz für seine Frau Margarethe

1680           Die alte Brauerei wird erbaut

ca. 1695      Hans-Christoph h und Philipp Adam von Eltz übernehmen Walbeck von ihrer Mutter

1727           Philipp Wilhelm und Johann Clamor August von dem Bussche-Lohe, die Neffen Philipp-Adams, erben Walbeck

1741-1817  Nach dem Tod Philipp Wilhelms bleibt Johann Clamor August, königlich Großbritanischer Kurbraunschweigischer Staats­minister, Erblehen und oberster Gerichtsherr zu Walbeck, Lohe, Rethmar, Cösitz und Quenstedt alleiniger Besitzer. Dem Ronoffschen Herrenhausfügte er den Kavaliers- (Nord)flügel an und baute es zu dem stattlichen dreistöckigen Schloss aus, wie es noch heute erhalten ist

1745           Walbeck wird „altkanzleisässiges Rittergut“

1764           Wilhelm Christian von dem Bussche-Lohe erbt Walbeck

1765           Bau der Kirche, Schloß auf den Grundmauern des Klosters errichtet, Park angelegt, Planteurhaus gebaut, Obstplan­tagen angelegt.

1820           Anna v. d. Bussche-Lohe, Wilhelm Christians Tochter, heiratet,Friedrich August Tellemann;

1843           erbt Tellmann Walbeck; ihm gelingt die Sanierung des durch die Vorgänger verschuldeten Gutes.

1871/72      Bau des Mauso­leums im Park. Hier wurde 1873 Tellemann und drei Jahre später seine Frau beigesetzt

1873           Heinrich Remicius Bartels, Tellmanns Schwie­ger - Jurist. übernimmt Besitz und Leitung des Gutes

 1882 - 1884    Bau der groBe Scheune im Scheunenhof („Tiefenschutz“)

1885           Ludwig Remicius Bartels übernimmt das Gut  

1907           Heinrich Bartels übernimmt Walbeck Weiterer Ausbau des Gutes insbesondere von 4 großen Scheunen.

1931           Kauf des Gutes Pfersdorf vom Baron Freiherr E.Knigge.

1937           der Kapitelsaal wird wieder im alten Stil errichtet

1945           Volkseigenes Gut. Ausbau von großen Stallkomplexen im Osten des Dorfes. Walbeck wird Landwirtschaftlicher Lehrbetrieb

1990           Nach der Wende Privatisierung durch Treuhand, das ehemalige VEG wechselt mehrmals den Besitzer

2011           Familie Endres erwirbt Schloß Walbeck und beginnt mit der Restaurierung

2012           Inbetriebnahme der Photovoltaikanlagen

2013           Diverse Kunstaktionen, Teilnahme am „Tag des offenen Denkmals“

2015           Einzug der ersten Mieter in die neu renovierte Wohnung

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Wir danken dem Land Sachsen-Anhalt sowie der Investitionsbank für die Unterstützung bei der Sanierung sowie der Erstellung der Machbarkeitsstudie für die zukünftige Entwicklung von Schloss Walbeck

 

Die Umgestaltung der ehemaligen Kutschenremise wäre ohne die Unterstützung der Europäischen Union nicht möglich gewesen!  Wir danken der LEADER-Aktionsgruppe Mansfeld-Südharz für ihre Unterstützung.